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Fachwerkhaus
Auch wenn die Bauart ein wenig aus der Mode gekommen ist, fasziniert die für viele Jahrhunderte sehr effiziente Ressourcenoptimierung der Fachwerkhäuser noch heute. Stein als ein nicht überall vorhandenes und nur mit großem Aufwand abbaubares Baumaterial ist sicher die kostbarste Ressource. Aber auch Holz, das in Nord- und Mitteleuropa eigentlich überall wächst, mußte durch Auswahl geeigneter Bäume, Transport und ausreichende Lagerung zum Abtrocknen sowie den Zuschnitt erst zeit- und arbeitsintensiv zu Bauholz verarbeitet werden. Hilfsmaterialien wie Zweige und Stroh oder die Erde für Lehm waren noch die am einfachsten und auch kurzfristiger beschaffbaren Materialien.
Die starken tragenden Holzbalken geben der Konstruktion Halt und ergänzen sich mit Längs- und Querbalken für die Gefache zu einem stabilen Gerüst. Wenn bei Grundrenovierungen von Fachwerkhäusern die Wände bis auf die Balken herausgeschlagen werden, läßt sich der Aufbau besonders gut nachvollziehen. Weitere Verwendung fand Holz für die Zwischendecken und natürlich im Innenausbau z.B. für Treppen. Je nach Größe und Verwendung des Hauses wurden vor der Konstruktion des Holzgerippes auch Grundmauern oder sogar Teil- und Vollunterkellerungen aus Steinen aufgebaut. In vielen Regionen finden sich einfache quadratische Fachwerkmuster, aber das Holzgerippe konnte auch zum Aufbau kunstvoller, zum Teil für bestimmte Regionen typische Holzmuster verwendet werden. Gutes Beispiel sind die normannischen Fachwerkäuser in Nordfrankreich und England.
Für die Wände wurden in den Gefachen Zweige verflochten. Bei einer Methode steckte man in gleichem Abstand drei dickere Zweige quer durch das Fach. Um diese Zweige wurden jeweils gegengleich dünnere Zweige in wenigen Zentimetern Abstand von unten nach oben geflochten. Diese Grundlage konnte mit Lumpen ausgestopft werden. Als letzte Schicht wurde das Wandfach von beiden Seiten mit Lehm ausgefüllt, bis es plan mit den Balken abschloss. Auf den Lehm trug man bei einfacher Bauweise gleich Farbe oder Kalk auf, die vielleicht etwas öfter als bei modernem Putz erneuert werden mußten. Mit mehr Aufwand waren Wandverkleidungen entsprechend der jeweiligen Epoche und Region verbunden. Alternativ zu der Lehmausfüllung der Gefache wurden auch Ziegelsteine verwendet. Markant ist diese Bauweise für das Münsterland.
Der Charme eines Fachwerkhauses liegt nicht zuletzt in der Beständigkeit und Geborgenheit, die diese oft Jahrhunderte alten Gebäude ausstrahlen.
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